[REZENSION] Nicht ist Gut.Ohne Dich - Lea Coplin
21:10
"Sechs Jahre lang haben sich Jana und Leander nicht gesehen. Als Kinder waren sie unzertrennlich – bis zu diesem einen, verhängnisvollen Abend im August, als Janas Bruder Tim bei einem Autounfall ums Leben kam. Leander fuhr den Wagen. Und verschwand danach aus Janas Leben. Kein Wort haben sie seitdem gewechselt, wissen nichts mehr voneinander. Und jetzt steht er plötzlich vor ihr. Mit seinen hellblauen Augen. Und die Anziehungskraft ist so viel größer als Jana wahrhaben will. Sechs Jahre hat sie versucht, ihn zu hassen. Und nun ist er da, aus einem wirklich guten Grund: Er ist hier, damit sie ihn rettet.
Nur weiß er das selbst noch nicht."
Lange habe ich überlegt wie ich meine Gefühle zu dieser Geschichte beschreiben soll.
Ich habe lange überlegt, wie ich am besten erklären kann, dass ich so viele verschiedene Meinungen zu "Nichts ist gut. Ohne Dich" habe .
Hätte man mir vor dem Lesen gefragt was ich empfinde hätte ich euch gesagt, dass ich sehr hohe Erwartungen habe, vielleicht zu hohe.
Während dem Lesen hätte ich euch wahrscheinlich sagen müssen, dass es ein Buch voller guter Ansätze ist.
Und jetzt nach beenden des Buches kann ich euch sagen, dass
dieses Buch kein Sturm ist ,sondern eher ein warmer Sommerregen - Tropfen für Tropfen.
Und dann plötzlich ein Gewitter.
".. weil ich endlich eingesehen habe, dass Loslassen das einzig Wichtige ist, wenn man jemanden halten will"
[Seite 308]
Ich hatte dieses mal das Gefühl, dass ich sehr viel Zeit brauche um mit der Geschichte warm zu werden.
Ich musste mich mit kompletten Herzen in die Charaktere legen um sie zu verstehen.
Ich musste die Gefühle selbst fühlen - ein Satz der sich für euch wahrscheinlich komisch anhört, aber ich kann es euch nicht anders erklären.
Die Geschichte von Jana und Leander ist sehr emotional, aber die Gefühle wurden für mich nicht durch die Worte der Autorin transportiert .
Ich musste so viel selbst für die Geschichte tun. Die Gefühle haben mich eine lange Zeit nicht erreicht, obwohl sie da waren.
Mit den Charakteren ging es mir sehr ähnlich - eine Sympathie war sofort da, allerdings ist es mir schwer gefallen gewissen Dinge nachzuvollziehen
- aber schnell wurde mir klar,
dass sie es selbst noch nicht wissen.
Jana und Leander wussten selbst nicht was sie fühlen sollen,
fühlen dürfen und müssen.
Meine Reise mit Jana und Leander hat sich irgendwie angefühlt wie ein unbeschriebenes Blatt - es war dieses Mal nicht so, dass ich von den Charakteren an die Hand genommen wurde. Sonst hat man ja beim Lesen immer das Gefühl, dass alles genau geplant ist, aber so war es für mich bei "Nichts ist gut. Ohne dich "nicht. Ich hab zwei Figuren kennengelernt, die sich zu Beginn der Geschichte wahrscheinlich selbst noch nicht genau kennen - es war als hätte ich zwei Fremde im echten Leben getroffen
- ich hab zwei Fremde kennengelernt und sie lieb gewonnen.
Ich hab es als "nüchtern" empfunden
und dadurch war es für mich aber tatsächlich auf eine besondere Art "echt".
Ja, ich habe mir oft während dem Lesen gewünscht, dass die Autorin es mir leichter macht - mir mehr Emotionen gewünscht
- aber plötzlich wurde aus meiner Kritik die größte Besonderheit.
Es hat es sich dieses mal nicht angefühlt, als wäre ich in der Geschichte , als wäre ich im Kopf der Figuren, wie sonst so oft
- ich lief nebenan her und als ich das begriffen habe,
hat es sich real, klar und richtig angefühlt.
Und ich hab lange gebraucht bis ich die Grenze überschritten habe , bis ich Lean und Jana mich tief mit in die Geschichte gezogen haben
- aber dann war es etwas Besonderes weil es nicht mehr zwei Fremde waren ,
sondern zwei Freunde.
Gebrochen; kaputt, liebenswert.
Alles was ich vorher kritisiert hatte, hat plötzlich Sinn gegeben. Lea Coplin schreibt nämlich die Sorte Geschichten, die authentisch sind, die dem Leser das Gefühl geben, dass das gerade wirklich passiert. Die mir das Gefühl gegeben haben, dass es sich hier nicht um zwei geschriebene Personen handelt, sondern um zwei Personen, die ich wirklich kennen lernen wollte.
Dieses Nüchterne, dieses Beobachten hat letztendlich zu der Geschichte gepasst - zu der Geschichte, die ich wahr genommen habe.
Und als ich die letzte Seite gelesen habe - war alles da.
viel. laut. schön.
Weil ich auf eine besondere Art an einer Geschichte teilhaben durfte - weil ich selbst viel geben musste, wie die Charaktere. Selbst versuchen musste zu fühlen, wie Jana und Leander. Weil Lea Coplin ein nüchternen und trotzdem sehr ergreifenden Schreibstil hat.
Weil "Nichts ist gut. Ohne dich" trotz seiner Dramatik, nicht dramatisch wirkt.
Weil es trotzdem eine Geschichte aus dem echten Leben ist.
Weil ich dann endlich begriffen hatte, dass Lea Coplin es von Anfang an geschafft hat, dass ich als Leser ein Teil der Geschichte bin.
Weil sie mich gezwungen hat ein Teil von Jana und Leander zu werden.
1 Kommentare
Hallo Jacquelin,
AntwortenLöschenich habe gerade selbst eine Rezension zu diesem Buch abgetippt und bin auf der Suche nach einer weiteren Meinung auf deinem Blog und bei deiner Rezension gelandet.
Ich gefällt, wie du deine Meinung zum Ausdruck bringst. :)
Außerdem finde ich es immer spannend, wie unterschiedlich man eine Geschichte empfinden kann. Ich wusste leider schon sehr früh, wie das Buch ausgeht und (nicht nur) das hat mir die Freude an dem Roman genommen. Vor allem aber hat es mich gestört, dass jegliche Emotionen absolut nicht bei mir angekommen sind. :/ Aber nun denn, das ist ja Empfindungs-, und Geschmackssache. ;)
Ich würde deine Rezension gerne bei mir verlinken, wenn das für dich okay ist?
Hab einen schönen Abend
Alles Liebe
Dörte